REINKARNATION Art Academy
 

21 Jul, 2017   |     |   0

Die Freiheit der Straße

Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit blicke ich mich suchend um und erkenne oft neue, kleine Bilder in den Ecken des künstlerischsten Viertels von Köln.

Im Belgischen Viertel wird STREETART groß geschrieben!

Zum vierten Mal gibt es in Köln das große City Leaks Festival ( 01.-24.09.17 ), bei dem Straßenkünstler aus aller Welt zusammen treffen und die grauen Wände unserer wunderbaren Stadt zu Leinwänden machen und sich dabei gegenseitig austauschen und inspirieren. Das belgische Viertel war beim letzten Mal dran und hat seitdem noch mehr an kulturellem Wert gewonnen!  Es gibt sogar Touren, die sich nur mit der Streetart der Großen der Szene beschäftigen. Dazu zählen: Oni, Metraede, Meow, Hudson Melo, INTI, YAIKEL, OX, Henning Hüttner, Jim Avignon, Mark Jenkins, Ja!Da!, SeiLeise, Van Ray und viele mehr.

Eines der Urgesteine im Kölner Großstadtdschungel ist Thomas Baumgärtel, der mit seiner gesprayten Banane über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Ein Symbol, das ins Auge sticht, banal wirkt und doch mittlerweile zum Wegweiser für Orte der Kunst geworden ist.  Längst bleibt seine und die andere urbane Kunst  nicht mehr auf der Straße und erst vor kurzem  hat Thomas Baumgärtel mit anderen Streetart-Künstlern in der  „30 works Gallery“ in unserem Viertel Kölns  seine Werke auf Leinwand, Metall, Holz oder auch anderen Malgründen ausgestellt.  Ebenso vielfältig, wie die Streetart in unserem Viertel sind auch die Galerien, die sich eben damit auseinander setzen. Ruttkowski 68Galerie Kunst&so und besonders die Kunstagentin haben die Mission die Streetart in die Wohnzimmer zu verbannen.

Doch woher kommt der Wunsch sich im öffentlichen Raum einen Platz zu sichern, sein Territorium abzustecken? Naja…neu ist das Ganze nicht..haben doch schon die Steinzeitmenschen ihr Wände bemalt und sich damit verewigt. Wenn man aber ein bisschen in unseren urbanen Zeiten wühlt, findet man auf Anhieb Keith Haring, der erst noch vor der Polizei wegrannte, auch verhaftet wurde und kurze Zeit später Wände in Villen bemalte und von den besten Galerien vertreten wurde.  Seine Art mit Strichmännchen Geschichten zu erzählen stach heraus und faszinierte auf Anhieb. Wir  haben ihn  in der Schule im Kunstunterricht sogar einmal besprochen, seine  Bilder nachgemalt und neu erfunden. Wenn man soweit kommt, dann hat man es doch geschafft! Museum kann jeder..;)

Die Leute forderten Authentizität und fanden sie auf der Straße.  Einen noch größeren Hype als Haring löste der mysteriöse und gesellschaftskritische Banksy aus. Er sprüht mit sogenannten Stencils schwarz/weiße Bilder an die Wände. Stencils sind Schablonen, mit denen die verschiedenen Schattierungen aufgesprayt werden. Großer Vorteil bei dieser Technik ist, dass man die Schablonen vorher bereits angefertigt hat und das Sprayen schnell von der Hand geht. Deswegen kann auch ein Banksy bis heute anonym bleiben und  seinen Marktwert noch weiter steigern. Ich habe in London Graffitis von ihm gesehen, die extra hinter Plexischeiben geschützt werden, weil die Leute sonst Stücke der Wand mitnehmen!

Es reicht aber häufig nicht sich ein paar Farbdosen im Baumarkt zu kaufen und wahllos die Wände zu „beschmieren“ , sondern die Originalität und besonders die Aussage stehen im Vordergrund. Banksy ist vielleicht nicht der weltbeste  Maler, aber er schafft es mit wenigen Elementen eine gesellschafts- und politkritische Aussage so auf den Punkt zu treffen, dass man schon fast davon reden kann, dass er Ikonen erschafft.

Bisheriger Höhepunkt seines Schaffens war das „Dismaland“ nahe London, wo Banksy eine riesige Installation erschaffen lies, die sich hinter den glitzernden Fassaden Disneylands mit dem verdreckten Kapitalismus beschäftigt, der sich vor unseren Augen an den Leben vieler Menschen bedient. Er hat uns allen so den Spiegel vor Augen gehalten, dass es schon fast weh tut.

Kein Wunder also, dass immer mehr Leute auf die Straßen gehen und sich selber zu Stars der Kunstszene machen wollen. Kein Wunder, dass es immer akzeptierter wird und Vermieter freiwillig und gerne ihre Hausfassaden zum bemalen frei geben, auch Stromkästen und Tore zu Leinwänden werden.  Obwohl  die Städte immer mehr an Grünflächen verlieren, muss ich bei dieser Zunahme an Motiven und Bildern, Farben und kreativer Freiheit an das Intro von „Löwenzahn“ denken. Die Kindersendung der 90er, wo sich eine Löwenzahnpflanze durch den Beton der Straße an die Oberfläche drückt und ihre Blätter entfaltet.

Natur und Kunst sind unaufhaltsam und bahnen sich ihren Weg, auch durch Beton hindurch!

 

Blogbeitrag von Jovita Majewski

 

 

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